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Was ist ein Tourbillon

Das in Armband- und Taschenuhren zur Anwendung kommende Tourbillon dient zur Minderung von Gangabweichungen. Es besteht aus einer Art Käfig, welcher die am empfindlichsten auf die Schwerkraft reagierenden Bauteile des Uhrwerks beinhaltet: Ankerrad, Anker, Feder und Unruh. Die ganze Konstruktion – Breguet nennt es einen mobilen Käfig – sitzt auf der Welle des Sekundenrades.

Die Käfigkonstruktion schwingt im gleichen Takt wie das Sekundenrad, d.h. es dreht sich einmal pro Minute um die eigene Achse. So werden Lage- und Schwerpunktfehler ausgeglichen und die Uhr läuft präzise.
Varianten des Torbillons machen dieses Bauteil jedoch zu einer besonderen Konstruktion, die bei verschiedenen Herstellern unterschiedlich umgesetzt wird.

Tourbillon 1

 

Das Problem des Lageausgleichs

Im Uhrwerk herrscht stets Reibung. Das bedeutet dass eine Uhr mal schneller und mal langsamer läuft, je nachdem in welcher Positionslage sie sich befindet – bspw. mit dem Zifferblatt nach oben oder nach vorn. Durch diese Reibung entsteht eine Änderung der Unruhschwingung (Unwucht) was zu Gangabweichungen führt. Die Gangabweichung beträgt in den meisten Fällen nur wenige Sekunden pro Tag. Mit der Zeit summiert sich diese jedoch, was dazu führt, dass die Uhr gestellt werden muss. Viele Uhrenliebhaber finden das aber nicht wünschenswert. Eine Uhr soll möglichst ohne Abweichungen laufen.

Je besser die Unruh in einer Uhr ausgewuchtet ist, umso weniger wird ein Tourbillon benötigt. D.h. das die Ganggenauigkeit einer Uhr nicht zwangsläufig an einem verbauten Tourbillon liegt.

 

Von den Anfängen der Entwicklung

Abraham Louis Breguet erfand das Tourbillon im Jahr 1795 nach langjähriger Entwicklungsphase. 1801 erhielt der Schweizer das Patent auf seine Erfindung, aber erst vier Jahre später, im Jahr 1805, wurde das Tourbillon so weit entwickelt, dass es für den Verkauf freigegeben wurde.

Das Ziel des Erfinders A. L. Breguet war es die Lageveränderungen von Taschenuhren zu verhindern. Diese Veränderungen bei der Ausrichtung der Uhr sorgten für Ungenauigkeiten im Gang und waren für den sich fortentwickelnden Wunsch nach Präzision unvorteilhaft. Das Tourbillon sorgte dafür, dass Uhren – anfangs nur Taschenuhren – in verschiedenen Positionen und Handhaltungen nichts von ihrer Ganggenauigkeit einbüßten.

Der Erfolg der Erfindung ließ nicht lange auf sich warten: Breguet gewann das Interesse zahlreicher vermögender Uhrenliebhaber aus Italien, Spanien und England. Bis zu dem Todestag A. L. Breguets im Jahr 1823 wurden nur 35 Tourbillons verkauft. Der Erfolg dieser großartigen Erfindung besteht aber bis heute und wurde von zahlreichen Uhrenmanufakturen aufgegriffen.

 

Der Erfolg heute

Tourbillonuhren sind heute vor allem ein Herausstellungsmerkmal für Luxusuhren, da die Komplexität dieser Konstruktion zahlreiche Uhrenliebhaber begeistert. Breguet entwarf im Jahr 2013 ein extra flaches Tourbillon, welches in flachen Gehäusemodellen verbaut werden konnte.

Trotz der zahlreichen Patente, die Breguet auf das Tourbillon und seine Weiterentwicklungen bekam, griffen zahlreiche Uhrenmanufakturen die Idee auf und entwickelten eigene Mechanismen zur Lagestabilisierung in Armbanduhren.

Der Erfolg des Tourbillons ist jedoch nach wie vor ungebrochen. Tourbillonuhren werden seltener hergestellt, als normale Handaufzugs- oder Automatikuhren, und gelten als filigranes, technisches Meisterwerk. Tourbillons sind daher oft ein Ausdruck hoher Uhrmacherkunst und Prestige. Sie stehen bei Sammlern hoch im Kurs und dienen mitunter als langfristige Wertanlage.

Varianten des Tourbillons

Meist dreht sich ein Tourbillon innerhalb einer Minute einmal um sich selbst. Es gibt jedoch Varianten wie Tourbillons, die sich in einer verkürzten Zeit drehen oder mehrere zusammenwirkende Achsen.

 

Fliegendes Tourbillon

Alfred Helwig, Fachlehrer an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, entwickelte diesen Tourbillontyp um 1920. Der Käfig ist bei dieser Variante nur an einer Lagerung befestigt, sodass von einer fliegenden Aufhängung und somit einem fliegenden Tourbillon gesprochen wird.
 

Doppel-Tourbillon

Das von der Uhrenmanufaktur Greubel Forsey entwickelte Doppeltourbillon besteht aus einer raffinierten Konstruktion zweier Tourbillons. Es ist dabei ein kleineres Gestell in ein größeres eingebettet. Das kleinere Tourbillon im Inneren benötigt eine Minute für eine vollständige Drehung, während das größere erst in vier Minuten seine Ausgangsposition erreicht hat. Zweck der Herstellung war es eine noch höhere Ganggenauigkeit der Uhrwerke zu erzielen.
 

Quadruple Tourbillon à différentiel

Die Weiterentwicklung des Doppeltourbillons brachte Greubel Forsey im Jahr 2008 heraus: Das Quadruple Tourbillon à différentiel. Dabei handelte es sich um eine Konstruktion, die aus zwei Doppeltourbillons bestand. Durch das Zusammenwirken der beiden Mechanismen konnte eine noch höhere Ganggenauigkeit erzielt werden.
 

Gyro-Tourbillon

Diese aufwändige Erfindung des Luxusuhrenherstellers Jaeger LeCoultre aus dem Jahr 2004 unterscheidet sich von seiner Grundidee durch eine kugelförmige Gestaltung. Das Gyrotourbillon dreht sich auf drei Achsen und kann so dynamische Störungen, wie bspw. beim Joggen, Tennis oder Mountainbike fahren, ausgleichen.
 

Doppel-Achs-Tourbillon

Der deutsche Uhrmacher Thomas Prescher entwickelte im Jahr 2003 in seiner gleichnamigen Firma die Tourbillovariante Doppel-Achs-Tourbillon, welche mit zwei Achsen ausgestattet ist. Beide Achsen drehen sich innerhalb einer Minute einmal um sich selbst. Dadurch wird ein Ausgleich der Kraftzufuhr auf das Regulierungssystem erreicht.
 

Triple-Achs-Tourbillon

Ebenfalls von Thomas Prescher entwickelt wurde das Triple-Achs-Tourbillon. Bei dieser Variante dreht sich das Tourbillon auf drei Achsen. Zwei der Achsen drehen sich jeweils innerhalb einer Minute um sich selbst, die dritte Achse dreht sich in einer Stunde einmal komplett.

 

Hersteller von Luxusuhren mit Tourbillon

Neben der Erfindermarke Breguet gibt es zahlreiche bekannte Luxusuhrenhersteller, die sich auf Tourbillons spezialisiert und diese in bekannten Modellen verbaut haben. Einige dieser Marken, die auch wir in unserem Onlineshop vertreten, wollen wir kurz erwähnen:

Jaeger LeCoultre trug mit der Erfindung des Gyrotourbillons einen entscheidenden Beitrag in der Geschichte des Tourbillons bei. Die Marke setzte sich 2009 sogar mit den beiden Modellen Master Tourbillon und Reverso Gyrotourbillon 2 gegen die Konkurrenz im Chronometrie-Wettbewerb durch.
Zu den deutschen Uhrenmanufakturen gehört zweifelsohne der Glashütter Betrieb A. Lange & Söhne. Die erste Uhr mit Tourbillon brachte A. Lange & Söhne im Jahr 2000 auf den Markt. Seit dem produzierte die Marke regelmäßig Tourbillonuhren, oft in limitierten Auflagen und besonderen Raffinessen, wie bspw. einem Platingehäuse oder durchbrochenem Zifferblatt mit Blick auf das Tourbillon.
Audemars Piguet brachte im Jahr 1986 den zur damaligen Zeit flachsten Tourbillon für eine Armbanduhr heraus. Die Luxusuhren konnten daher auch besonders flach gearbeitet werden, was anfangs ein Privileg für die Marke war.
Die schweizer Manufaktur Baume & Mercier erlangte durch seine Luxusuhren mit verschiedenen Komplikationen und Tourbillons an internationalem Prestige. Mit weltweiten Ausstellungen und der Teilnahme an verschiedenen Messen und Ausschreiben gewann Baume & Mercier zehnmal den Grand Prix und insgesamt sieben Goldmedaillen.
Auch IWC reiht sich ein in die Liste der großen Uhrenhersteller mit dieser Komplikation. Zum 125. Geburtstag der Manufaktur entwarfen die Uhrmacher eine exklusive Serie mit Tourbillon, welche nur mit 125 Stück in den Verkauf kam.

Quelle: Montres Breguet S.A. und Wikipedia